Der größte Carnaval Paraguays findet in der “Perle des Südens” Encarnación statt. Dessen Beginn lag auf meinem Geburtstag, also bin ich mit meinen Freunden übers Wochenende ungefähr sieben Stunden nach Süden an den Río Paraná gefahren und habe dort in meinen Geburtstag hinein und mit den Carnaval wieder hinaus gefeiert. Es war eine schöne erste Kostprobe von dem was uns ein paar Wochen später in Rio de Janeiro erwarten würde.

Im Februar machten wir uns dann auf den Weg zum Carnaval do Rio de Janeiro. Um die lange Reise nach Rio aufzuteilen, fuhren wir zuerst über Nacht von Asunción nach Foz de Iguazú oder Foz do Iguaçu in Brasilien und verbrachten dort einen Tag und eine Nacht. Direkt morgens bewältigten wir die erste Herausforderung aus Paraguay aus- und in Brasilien einzureisen. Dazu muss man heutzutage nur noch einen QR-Code scannen, online ein Formular ausfüllen und seinen Pass abstempeln lassen.

Am Busbahnhof in Foz angekommen genossen wir ein Frühstück, dass eine der Gastmütter für alle vorbereitet hatte und ließen uns Zeit uns zu orientieren, unser Gepäck einzuschließen und herauszufinden wie man zu den Iguazúwasserfällen kommt. Im Vergleich zu dem Bussystem, dass wir aus Asunción gewöhnt sind, ging das erstaunlich einfach und wir saßen fix im Bus 120 zu den Cataratas.

Die Iguazúwasserfälle zählen zu den Sieben Weltwundern der Natur. Die Dreiländergrenze Argentiniens, Brasiliens und Paraguays ist zwar in der der Nähe der Wasserfälle, allerdings liegen sie nicht auf paraguayischem Gebiet, sondern an der Grenze zwischen Argentinien und Brasilien.

Auf beiden Seiten kann man die Iguazufälle besuchen und den Blick auf die jeweils andere Seite genießen. Deswegen soll der Blick von der brasilianischen auf das größere argentinische Gebiet etwas pompöser sein.

Man zahlt in Brasilien 100 Real (ungefähr 18€) Eintritt für den Parque Nacional do Iguaçu und wird dann mit einem Bus von Besucherzentrum zum Beginn des Wasserfallpfades gebracht. Es gibt auch die Möglichkeit früher auszusteigen und mit einem Boot zu den Wasserfällen zu fahren, 300 Real pro Person kamen uns doch etwas überzogen vor. Nach dem Preis für einen Helikopterflug haben wir nicht gefragt.

Mit dem normalen Ticket geht man auf dem mit Fotomöglichkeiten gespickten Pfad immer näher zu den Wasserfällen. Die Aussicht übertrifft sich stetig in ihrer Schönheit.

Nachdem wir die Wasserfälle ausreichend genossen hatten, besuchten wir auch noch den Parque das Aves, welcher laut meinem Reiseführer der beste Südamerikas sein soll. Tatsächlich war der Park sehr schön aufgemacht und man konnte neben Vögeln auch Schildkröten und Caimane sehen. Für mich war der Vogelpark natürlich besonders interessant, da ich durch mein Projekt schon ein bisschen Wissen über die Vögel Paraguays aufgebaut habe und diese zum Teil im Vogelpark wieder erkennen konnte.

Im Vogelpark machte sich allerdings auch die Übermüdung bemerkbar, die sich über die Nachtfahrt und den langen Tag aufgebaut hatte. Wir fuhren wieder zurück zum Busbahnhof, um unser Gepäck zu holen und dann zu unserer Unterkunft. Dort angekommen, galt es noch die letzten Fragen zu klären: Essen und Trinken. Eine Gruppe ging los und kaufte den gesamten Wasservorrat eines Kiosks leer und die andere Gruppe bestellte Pizza.

Nach dem Abendessen und einer Reflexionsrunde fielen wir alle fix und fertig ins Bett. Ausreichend Schlaf war wirklich essenziell, denn am Tag darauf stand der nächste Teil unserer Reise bevor: 28h Busfahrt von Foz nach Rio. Wie immer begleiteten mich Podcasts und Vorfreude, die die Länge der Fahrt erträglicher machten.

Die Zeit in Rio de Janeiro verging wie im Flug: runter zur Copacabana, rauf auf den Zuckerhut und zum Cristo Redentor, Downtown erkunden, mit dem Motorrad durch eine Favela und als krönender Abschluss zum Carnaval im Sambodrom.

Eines meiner persönlichen Highlights war die Metro (U-Bahn), denn ich bin ja quasi seit August nicht mehr Zug gefahren. In der Metro in Rio gibt es sogar extra Wagen die während der Rushhour nur für Frauen zugelassen sind. Man kann unkompliziert kontaktlos zahlen, also quasi seine Bankkarte oder sogar nur sein Handy mit ApplePay als Ticket benutzen. Eine Fahrt, in der man beliebig häufig umsteigen kann, kostet knapp 1,30€. Busfahrten sind bei Einzelfahrten günstiger (ca. 90 Cent), aber man muss in jedem Bus neu zahlen, wie in Asunción.

Im Vorhinein haben wir natürlich die Wettervorhersage für Rio angesehen und freuten uns auf entspannte 23 bis 32 Grad im Vergleich zu meist 38 Grad in Paraguay. Dabei vergaßen wir, dass in Rio die Luftfeuchtigkeit und die gefühlte Temperatur dadurch höher ist. Zudem wohnten wir an einem steilen Hang und kamen dementsprechend stets verschwitzt zuhause an.

Als Stadt hat mich Rio aber gerade aufgrund der grünen Hügel, die in die Stadt hineinwachsen, begeistert. Die moderne, sowie koloniale Architektur lebt im Einklang mit der tropischen Dschungellandschaft. Obwohl die Stadt so modern ist, fühlt man sich der Natur überraschend nahe. Wir hatten zum Beispiel Äffchen auf dem Balkon.

Innerhalb der Woche füllte sich die Stadt mehr und mehr und explodierte am Wochenende wie eine Konfettikanone. Alle öffentlichen Plätze waren gefüllt mit Menschen in knappen Kostümen, es lief Musik und überall waren Stände und Märkte aufgebaut, die Essen, Trinken, Klamotten, Schmuck und Souvenirs verkauften.

Am Freitagabend sind wir zum offiziellen Karnevalsumzug im Sambodrom gegangen und haben bis spät in die Nacht die Show genossen. Im Vergleich zu Encarnación war alles natürlich viel viel größer und zum Glück verzichtet man in Rio auch auf die Schaumkanonen, mit denen wir in Encarnación vollgesprüht wurden.

Während der Umzüge liefen Getränkeverkäufer herum und in Rio bekam man sogar kostenloses Wasser mit einem wieder befüllbaren Becher.

Am Ende sprechen die Bilder am besten für sich – alles in allem ein einmaliges Erlebnis.

Am Sonntag nahmen wir den Bus zurück, welcher über Sao Paulo direkt nach Asunción fuhr. Die Fahrt dauerte 31 Stunden, fühlte sich aber vergleichsweise kurz an, da ich nach der aufregende Woche versucht habe so viel Schlaf wie möglich nachzuholen.

Ein besonders schönen Moment gab es, als Montags in irgendwo in Caaguazú in der Mitte von Paraguay eine Verkäuferin in den Bus stieg und uns warme Chipa verkaufte.

In Brasilien war es sehr schön, die Straßen waren besser, die Städte schöner, das Leben näher an dem Europa, welches ich vermisse, aber nur im kleinen Paraguay gibt es so leckere Chipa, die mittlerweile schon nach Zuhause schmeckt.

Wie ihr schon lesen konntet war ich viel im Bus unterwegs, insgesamt ungefähr 66 Stunden. Auch wenn ich nach Cañada fahre, geht die Fahrt über Nacht. Klingt anstrengend, aber ich preise mich selbst gerne als gute Busschläferin an. Das stimmt auch, liegt aber zum Großteil an dem Gegenstand dem ich diesmal meine Ode widme.

Alles begann als ich 2022 mit Freunden nach Mostar in Bosnien-Herzegowina fahren wollte. In Bosnien gibt es nur Zugstrecken innerhalb des Landes und man konnte nicht mit dem Zug nach Bosnien fahren. Die einzige Möglichkeit ohne Flugzeug und Führerschein: 18 Stunden Flixbus von München nach Mostar. Am Abend vor der Reise war ich noch kurz in Kreuzberg bei Hanna und Papa, die mir noch ein paar letzte Notwendigkeiten zusteckten, unter anderem eine Schlafmaske. Willig habe ich natürlich erstmal alles mitgenommen ohne daran zu glauben, so ein kleines Stück Stoff würde einen Unterschied in meiner Schlafqualität machen. Ich wurde auf der Fahrt eines besseren belehrt und habe seitdem auf allen längeren Reisen eine Schlafmaske dabei.

Und auch dieses Mal hat die Schlafmaske mal wieder ihre magischen Kräfte bewiesen und mir vergleichsweise angenehmen Schlaf beschert. Ein Nackenkissen ist zusätzlich auch sehr hilfreich und wenn die Busse nachts auf gefühlte Minusgrade herunter kühlen ist man mit einer Decke besser aufgestellt, das habe ich auf dieser Reise gelernt.

Zum Schluss muss ich noch die Wahrheiten und Lügen aus meinem letzten Beitrag auflösen. Die beiden letzten Geschichten “Das abgelaufene Visum” und “Die schwarze Witwe” sind nicht komplett wahr. Ich bin pünktlich um meine Resident-Card abzuholen zurück nach Asunción, um genau die beschriebene Situation zu vermeiden. Die Geschichten über giftige Spinnen im Reservat stimmen, nur dass ich noch keine von ihnen im Haus oder gar meinem Zimmer gesehen habe. Dafür hat sich im Januar einmal eine kleine Klapperschlange ins Haus verirrt. Diese wurde dann von einem Ranger wieder nach draußen gebracht.

Jetzt ist die Mitte meines Freiwilligendienstes erreicht. Ende Februar findet meine Orientación del Medio Año statt. Es fühlt sich komisch an, dass schon die Hälfte meiner Zeit in Paraguay vorbei ist, aber auch dass noch die ganze andere Hälfte fehlt.

Erstmal freue ich mich auf den März, weil ich dann hoffentlich wieder ins Reservat fahre und mich dann in der Osterwoche ein Freund besuchen kommt.

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