Der Frühling auf der Südhalbkugel begrüßte mich mit einer Hitzewelle. Während ich die über 40 Grad tagsüber mit der Klimaanlage im Büro problemlos überstand, lernte ich mit den langen, unklimatisierten, überfüllten Busfahrten oder den 28 Grad um Sieben Uhr morgens umzugehen. Dabei gilt es sich stets in Erinnerung zu rufen, dass es in den Reservaten noch heißer sein wird. Busfahren hier fasziniert mich weiterhin, auch weil ich mittlerweile oft selbstständig im “colectivo” unterwegs gewesen bin. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich bei meiner letzten Zusammenfassung über die öffentlichen Verkehrsmittel vergessen habe eine zentrale Herausforderung zu erwähnen: Wie findet man heraus welchen Bus man nimmt und wo und wann dieser fährt?

Es gibt zwei Apps, die einem dabei behilflich sein können: Moovit und Jaha. Moovit ist gut um Routen zu planen und die Frage nach welchem Bus zu beantworten. Aber die angezeigten Linien sind nicht immer aktuell und die angegeben Zeiten stimmen nur selten, da die Busse hier keinen festen Zeitplan haben. Jaha (Guarani für “Vamos!”) ist eines der Busunternehmen hier. Auf ihrer App kann man verfolgen, wo sich ihre Busse gerade befinden und demnach das wann und wo abschätzen. Bei anderen Bussen muss man abwarten und hoffen. Nach einer gewissen Wartezeit entsteht bei mir manchmal eine gewisse Frustration, die mich dazu verführt einfach in irgendeinen Bus einzusteigen, der zumindest grob in meine Richtung fährt. Meistens klappt das nicht so gut, aber ich habe dadurch auch schon einen schnelleren Weg zu meiner Arbeit entdeckt, der auf keiner der beiden Apps eingetragen war. Um die Orientierung noch zu erschweren, fährt man auf vielen Straßen nur in eine Richtung. Das heißt, dass Hin- und Rückwege (auch die der Busse) nie identisch sind.

Einmal unterwegs kann man das Leben in Asunción aus dem Fenster beobachten. Der Verkehr ist chaotisch bis gefährlich. Ein Bus wird mit einer Gaseosa-Flasche getankt. Ein Riesencontainer blockiert den Fahrradweg. Verkäufer laufen durch den Bus und bieten Chipa, Süßigkeiten, Zahnbürsten etc. an. Wenn der Bus etwas zu schnell über die Speedbumps fährt, fliegt man teilweise so hoch, dass man sich beim Aufprall auf den Sitz gerne mal ein paar blaue Flecken zuzieht. Häufig muss man stehen und dabei seine beim Skifahren erlernten Abfederungsfähigkeiten unter Beweis stellen.

Cerro Lambaré

Das Büro von meiner Einsatzstelle Guyra (Guarani für Vogel) ist am anderen Ende der Stadt beim botanischen Garten, direkt daneben befindet sich ein Militärgelände. Bis man ankommt, haben fast alle Menschen den Bus bereits verlassen. Es stehen dort zwei Häuser, eines welches die meisten Büros beinhaltet, und ein Auditorium. Rundherum ist es grün. Im Auditorium stehen acht Schränke, in welchen sich jeweils ca. 250 Bücher befinden. Außerdem soll es noch einen Container mit weiteren 2000 Büchern geben. Diese Bibliothek muss digitalisiert werden. Gemeinsam mit einer anderen deutschen Freiwilligen habe ich angefangen eine riesige Tabelle all dieser Bücher zu erstellen und auszufüllen. Es ist nicht die abwechslungsreichste Aufgabe, aber zumindest habe ich immer etwas zu tun.

Mein Arbeitsplatz im Auditorium

Oft konnte ich einen Teil der Strecke zur Arbeit mit einer Kollegin mitfahren. Anstatt wie mit dem Bus durch die Stadt zu tuckern, fährt sie die Costanera entlang. Die Schnellstraße, die eigentlich Avenida José Asunción Flores heißt, führt aus dem Stadtzentrum am Fluss entlang nach Nordosten. Dabei blickt man auf die aktuell noch nicht beendete Brücke Heroés del Chaco, die die Hauptstadt und den westlichen Teil Paraguays verbinden wird.

Heroés del Chaco

Auf dem Rückweg wiederum kann man die Skyline von Asunción betrachten. Bei Rückkehr in das Zentrum fährt man außerdem am Palacio de los López vorbei, der mit einem großen ASUnción-Schild und Palmen perfekt als Foto-Location inszeniert ist. An der Costanera finden regelmäßig Events statt. Zum Beispiel war ich bei einem Fest der Botelleras, welche in traditioneller Kleidung tanzen und dabei ineinander gesteckte Flaschen auf dem Kopf balancieren. Auf der Flussseite neben der Straße gibt es außerdem einen Strand, an welchem ich tatsächlich schon Menschen baden sehen habe.

An den Wochenenden habe ich ein paar Clubs hier ausprobiert und meinen ersten selbstständigen Tagestrip gemacht – nach Itá. Es ist ein kleiner Ort südwestlich von Asuncion, aber ganz gut mit dem Bus zu erreichen. Mitten in Itá gibt es einen See “Laguna de Itá” in dem sich einige kleine und auch größere Kaimane tummeln.

Ursprünglich war mein erster Trip in den Chaco für diesen Montag (9. Oktober) geplant. Das ganze verzögert sich nun doch ein wenig und ich kann noch etwas länger den Trubel von Asunción genießen.

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8 Kommentare

      1. Liebe Marie, mehrmals habe ich versucht dir zu schreiben, dann hadere ich mit diesem geraet. Ich finde es toll, was du dich schon traust in der neuen Umgebung. Hier ist jetzt der Herbst eingebrochen. Beim Familienfest hatten wir noch sommliche Temperaturen. Hast du dich schon mit dem suedliche n Sternenhimmel vertraut gemacht? Ich freue mich über weitere Berichte von der suedhalbkugel. Ich drücke dich. Ilein

        1. Liebe Oma,
          danke für deine Nachricht! Was den Sternenhimmel betrifft, ist mir vor allem aufgefallen, dass der Mond andersherum ist als in Deutschland. Ich fahre heute Abend los ins Reservat. Dort werde ich mehr Sterne sehen können als in Asunción.
          Viele Grüße
          Marie

  1. Hola genial chica!!
    (Auf meiner Tastatur gibt’s leider kein spanisches Ausrufezeichen ;))
    Deine Berichte lesen sich so, als würdest Du ein großes Abenteuer erleben.
    Die Busse und auch die Straßenverhältnisse kenne ich, sie ähneln wahrscheinlich denen in anderen mittel- und südamerikanischen Ländern. Wir haben in Bolivien eine Kamera (ja, die wurden früher benutzt) „geopfert“, aber sie war für unser Abenteuer das Opfer wert.
    Mach weiter so!!
    Ich bin gespannt. Und umarme Dich!
    Maren

    1. Liebe Maren,
      das Abenteuer mit den Bussen geht noch weiter, warte nur auf den nächsten Beitrag: Reisebusse…
      Opfern musste ich aber bis jetzt zum Glück noch nichts.
      Viele Grüße diesmal aus dem Reservat
      Marie :))

  2. Nachdem Du mir geschrieben hast, dass bei Euch der Mond auf dem Kopf steht, schicke ich Dir über Email ein Foto vom Orion. so wie er bei uns aussieht. Du musst ihn dann nur auf den auf den Kopf stellen. Beteigeuz ist dann unten und Rigel oben. Denk an uns, wenn Du ihn am Himmel sieht. Wir tun das Gleiche.
    Leider weiss ich nicht, wie ich das Foto an den Kommentan anhängen kann. Kannst Du mit einen Tipp geben? Deshalb das Foto über ein normales Email.
    Gruss Peter

    1. Danke für den Orion! Wenn du mir im Moment etwas zuschicken möchtest, funktioniert Whatsapp im Reservat am besten. In den Kommentaren geht soweit ich weiß nur Text.

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